Einmal im Jahr verwandelt sich die Stadt Basel zu einer zauberhaften Welt. Kreaturen, die man sonst nur aus dem Kino kennt, laufen die Strassen entlang in Richtung Messe. Die Fantasy Basel wird immer grösser. Die Faszination Fantasy auch. Was steckt dahinter?
Autorin: Anida Kicin
Titelbild: Auf der Fantasy Basel können Begeisterte in eine andere Welt eintauchen, Bildquelle: Fantasy Basel Pressekit
Mit jedem Schritt in Richtung der Messehallen Basel erwacht eine Welt zum Leben. Entfernt von der Realität, lässt die Fantasy Basel die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Vom 9. – 11. Mai 2024 feierte die Fantasy ihr 10-jähriges Jubiläum. Abertausende Besucherinnen und Besucher, sowie aufwendig als Superhelden oder Anime-Charaktere verkleidete Menschen, strömten in die sechs Messehallen. Sie tauschten sich mit Gleichgesinnten aus, trafen auf Filmstars bekannter Streifen oder liessen sich ein Tattoo ihres Lieblings-Manga-Charakters auf die Haut stechen.
Mit 88’000 Besuchenden knackte die Fantasy Basel dieses Jahr einen neuen Rekord. Denn was im Jahr 2015 mit geschätzten 20’000 Besuchenden als «kleine» Convention startete, etablierte sich zu einem Riesenevent für Fans von Gaming, Cosplay und allem, was jedem «Nerd» das Herz begehrt. Nicht ohne Grund ist die Fantasy Basel heute die grösste Convention der Schweiz. Doch nicht nur hierzulande macht sich die wachsende Begeisterung an «Fantasy» bemerkbar. Acht der zehn weltweit erfolgreichsten Filme haben in irgendeiner Art und Weise Fantasy-Elemente in sich. Somit ist klar: Das Fantasy-Genre boomt.

Bloss «Fast & Furious 7» sowie der Klassiker «Titanic» sind die einzigen Filme der Top 10 der umsatzstärksten Filme weltweit, die keine Fantasy-Elemente beinhalten, Statistik: Anida Kicin
Was ist Fantasy und was macht es so beliebt?
Die Avatar- und Avengers-Filme belegen Platz eins bis drei der erfolgreichsten Filme weltweit. Sie erreichen Millionen von Fans und haben riesige Summen erwirtschaftet. Eine Sache haben sie gemeinsam: Beide werden dem Fantasy-Genre zugeordnet. Doch auch andere Fantasy-Elemente wie Anime und Manga sind immer beliebter. Schweizer Buchhandlungen konnten ihre Umsätze im Comicbuch-Segment mehr als verdoppeln. Der Anstieg der Verkäufe ist besonders auf die Mangas zurückzuführen, wie die meist aus Japan stammenden Comics heissen, die oftmals zu «Animes» verfilmt werden. Selbst die Geschichte der kleinen Heidi, die bei ihrem Grossvater in den Bergen lebt, ist tatsächlich eine Anime-Serie. Denn neben Johanna Spyris Buch, kreierten zwei junge Japaner Anfang der 1970er-Jahre die Anime-Serie «Arupusu no Shōjo Haiji» – übersetzt, Alpenmädchen Heidi.
«Früher wurde es so abgestempelt, als seien Animes nur für Kinder. Mittlerweile sind sie auch in der Schweiz angekommen»
, erzählt Simone Del Tufo, Inhaber des Animeverse Basel, in einem Interview.
Reicht uns die Realität nicht aus?
Der naheliegendste Grund für die Popularität im Fantasy-Genre ist der Eskapismus, das so viel bedeutet wie «Realitätsflucht». In einer Welt, die oftmals grau und düster scheint, möchte man manchmal der Realität entfliehen. Hat man also genug von seinem Alltag, entzieht man sich für ein paar Stunden ins Wunderland oder auf einen anderen Planeten. Doch selbst Fantasy schafft keine perfekten Welten. Denn niemand steht auf Geschichten, in denen von vorne bis hinten alles rund läuft und perfekt ist. Geschichten leben von Konflikten, die zu Veränderungen führen. Sie werfen Figuren in unlösbare Situationen, in denen Zuschauende, Spielende oder Lesende immer hoffen, dass am Ende alles gut wird.
«Vielen helfen Animes und Fantasy-Filme durch schwere Zeiten, denn Schwierigkeiten im Alltag, wie beispielsweise Mobbing, werden thematisiert und es werden einem gute Werte mitgegeben»
, erzählt Simone Del Tufo.
Mit Fantasy könne man vielleicht der eigenen Realität entfliehen, doch sie zeigt sie auch in einem neuen Licht, indem sie als Lebensbegleiter agiert.
Fantasy verbindet Gleichgesinnte
Eine bedeutende Rolle in der Fantasy-Welt spielt das «Fandom» – übersetzt Fangemeinde. Das ist eine häufig online vernetzte Gemeinschaft von Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft für ein bestimmtes Thema teilen. Besonders an Conventions, wie der Fantasy Basel, können sie sich austauschen oder gemeinsam in die Rolle einer Figur ihres Lieblings-Filmes oder -Serie schlüpfen, indem sie «cosplayen».
Was ist Cosplay?
Cosplay entstand in den späten 1970ern in der Anime- und Manga-Fanszene in Japan. Der Begriff wurde in den frühen 1980er-Jahren vom japanischen Verleger Nobuyuki Takahashi kreiert. Der Begriff «Cosplay» (japanisch «kosupure») setzt sich aus den englischen Wörtern «costume» und «play», übersetzt Kostümspiel, zusammen. Cosplayerinnen und Cosplayer werfen sich in die Kleidung ihres Lieblingscharakters aus Mangas, Animes, Filmen oder Videospielen. Sie versuchen ihre Lieblingscharaktere möglichst orginaltreu nachzustellen. Und zwar nicht nur mit der Kleidung, sondern auch mit ihrem Auftreten.
Das Hobby «Cosplay» wird auch in der Schweiz beliebter. Die Zahl der weltweiten Cosplayerinnen und Cosplayer ist schwer abzuschätzen. Nicht nur die Community wird grösser, sondern auch der Druck, den das Hobby mit sich bringt. Cosplayende erzählen an der Fantasy Basel von ihren Eindrücken und Erfahrungen mit dem Hobby.
Für Aussenstehende wirkt Cosplay wie eine Verkleidung, so wie man es sonst nur an den «scheenste drei Dääg», der Fasnacht, kennt. Die schönsten drei Tage für Schweizer Cosplayerinnen und Cosplayer liegen zwar in derselben Stadt, betreffen jedoch die Fantasy Basel. In ihrer Freizeit verbringen Cosplayende viel Zeit damit, Manga oder Comics zu lesen, Animes, Serien oder Filme zu schauen oder auch Videospiele zu spielen. Sie sind Fans von fiktiven Charakteren und setzen sich tiefgründig mit ihnen auseinander. Sie schlüpfen nämlich nicht nur in ein Kostüm. Mit Hilfe von Perücke, Make-Up und vor allem ihrem Verhalten, ahmen sie ihren ausgewählten Charakter nach. So auch Robin. Der 24-jährige beschäftigt sich seit 2021 mit dem Cosplayen.
Die Fantasy Basel zeigt, dass die Faszination für Fantasy und Cosplay in der Schweiz angekommen ist. Ob das Ganze ein langanhaltender Trend ist oder sich komplett in der Gesellschaft etabliert, werden die nächsten Jahre zeigen.

Anida Kicin studiert Kommunikation an der ZHAW im 4. Semester. Aktuell arbeitet sie als Respeakerin bei Blick.ch sowie als Verkäuferin im Buchhandel Orell Füssli. In ihrer Freizeit liesst sie unglaublich gerne und lässt kaum eine Woche vergehen, ohne das Kino zu besuchen. In der Zukunft möchte sie kulturelle Themen visualisieren und vertexten.