Text und Bild: Nina Schneider
Titelbild: KI generiert mit Magic MediaTM

«Das Laufen ist mein Leben»

Als ihr Chef vor 15 Jahren einen Halbmarathon organisierte, wusste Simone Honegger damit nicht viel anzufangen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass sie nach den 21 Kilometern in St. Gallen dereinst über 200 Kilometer in Kambodscha laufen würde. Dort legte die Journalistin vor eineinhalb Jahren eine Distanz zürück, die der Strecke von Winterthur nach Lausanne entspricht. Was treibt sie an?

«Beim Laufen sehe ich mehr Dinge als die Touris im Hop-on Hop-off Bus. Laufend gibt es so viel zu erleben und zu sehen», sagt Simone Honegger. Aus der Frau mit dem blonden Kurzhaarschnitt sprudelt die Energie förmlich heraus und man bekommt den Eindruck, dass man mit ihr Pferde stehlen könnte. An Ausdauer fehlt es ihr schonmal nicht. Ihr erster Halbmarathon war der Auffahrtslauf von Pro Puls. Dieser änderte ihr Leben dahingehend, dass ihre Laufschuhe sie heute begleiten, wohin sie auch geht – Ferien vom Laufen braucht sie nicht. «Das Laufen ist mein Leben und gehört zu mir wie der Faden zur Nadel.» Honegger arbeitet als Journalistin, ist inzwischen aber auch selbst Projektleiterin bei Pro Puls und organisiert den jährlichen Auffahrtslauf mit.

Grenzen neu erfinden

Auf ihren ersten Halbmarathon folgte bald ihr erster Marathon in Athen. Seither ist die Liebe zum Laufen gross. So gross sogar, dass sie für diese Leidenschaft ihren letzten Glimmstängel ausdrückte. Die Sucht und das angenehme Gefühl des Rauchens seien aber mit dem Laufen durchaus vergleichbar: «Während meiner Zeit als Raucherin zündete ich mir nach dem Ausdrücken bald wieder eine Zigarette an. Heute ist die Ziellinie eines Marathons gleichzeitig die Startlinie eines neuen Laufs.» Sie denke beim Rennen an das befriedigte Gemüt und das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Und nach 42,195 Kilometern sei es in ihrem Kopf so angenehm leer, dass sich schnell das nächste Projekt «einnistet». Es wirkt beinahe so, als würden die richtige Geisteshaltung und Motivation die Grenzen des Möglichen ausdehnen – im Laufsport sowieso.

Wer joggt, lässt Tiefen schneller hinter sich

Beim Laufen grosser Distanzen geht es vorrangig um das Glücksgefühl während des Zieleinlaufs, oder wie Honegger es ausdrückt: «Das Ziel ist das Ziel.» Denn während des Laufens befinden sich auch die Profis nicht konstant im Runners High. Die 41-Jährige glaubt sogar, noch nie ein solches erlebt zu haben. Sie freut sich über angenehme Distanzen, die beinahe mühelos vorbeigehen – berichtet aber auch von ihren Tiefen, in denen ihr ein Kilometer unendlich lang vorkommt. Manchmal erwische sie sich dabei, wie sie mit sich selbst Mitleid empfindet. Sie denke dann darüber nach, «wie es wohl wäre, in der Wiese nebenan zu liegen und Glacé zu essen». Doch sie will die Ziellinie überschreiten und findet die notwendige Motivation, wenn sie sich aufs Ziel konzentriert.

«Je schwerer der Weg, desto schöner das Ziel»

In Kambodscha hatte Honegger schon 200 Kilometer hinter sich, als sie bei einem Checkpoint aufhören wollte. «Es war extrem heiss und ich konnte nicht essen.» Da klopfte ihr ein Amerikanischer Arzt auf die Schulter und sagte: «Du musst nur noch 20 Kilometer rennen – 20 Kilometer kann man immer.» Ihr wurde klar, dass sie nach 200 Kilometern darüber nachgrübelte, ob sie die letzten 20 ins Ziel noch schaffen könnte. «Das war ein Schlüsselmoment.» In Kambodscha begegnete sie ihren eigenen Grenzen und konnte die letzten Meter trotzdem bewältigen. Im Ziel habe sie geweint, denn «je schwerer der Weg, desto schöner ist das Ziel.» Honeggers Augen füllen sich beim Erzählen erneut mit Tränen. Sie lacht.

    • Letztes Jahr rannten am Marathon in New York 51,454 Menschen ins Ziel. Simone Honegger freut sich als eine unter ihnen über das prägende Erlebnis. Foto: Simone Honegger

    Motivierende Kräfte freisetzen

    Das Schlimmste wäre für Simone Honegger, wenn sie keine Langstreckenläufe mehr absolvieren könnte. Als ihr Hallux operiert wurde, durfte sie drei Monate nicht laufen. Lange Pausen können von der Motivation abbringen, doch bei Honegger war das Gegenteil der Fall: «Ich habe mich enorm darauf gefreut, bald wieder die Laufschuhe zu schnüren.» Strava, das Facebook für Sportler:innen, trägt zu ihrer unbändigen Motivation bei. Wenn sie die Erfolge ihrer Lauffreunde auf der ganzen Welt sehe, würde sie am liebsten gleich wieder loslaufen. Und als sie am New Yorker Marathon teilnahm, gab sie ihre Ferien her, damit sie «mit 50’000 anderen Menschen zusammen sein kann, die dasselbe fühlen».  

    Schnell sein ist nicht alles

    Wenn Honegger trainiert, bereitet ihr das Lust auf mehr. Das war nicht immer so. Früher trainierte sie auf Zeit und hatte ständig Angst, langsamer zu werden. Lief das Training nicht wie geplant, empfand sie das als demotivierend. «Seit es nur noch ums Ziel geht ist es mental viel einfacher», sagt sie im Wissen, dass sie jederzeit eine Marathondistanz absolvieren könnte. Ihr schlechtes Gewissen hat sie gezähmt und lässt inzwischen auch mal ein Training ausfallen: «Wenn ich keine Lust habe, gehe ich nicht.» Sie lacht. Dann erzählt sie von ihrem letzten «Scheisstraining»: «Ein solches hatte ich vorgestern, es war mega streng und ich musste zweimal auf Gehtempo wechseln, weil ich nicht mehr konnte. Aber als ich das Training beendet habe, kam ein schönes Gefühl in mir auf. Es war streng, holprig, steinig, aber schön, und hat Lust auf mehr gemacht.»

    Tu es für dich selbst

    Simone Honegger rät allen, einfach mal mitzumachen. Denn «man weiss nicht, wie schön die Verbundenheit unter den Läufer:innen ist, wenn man diese nicht selbst erlebt hat», sagt sie. Es gibt allerlei Läufe und ab fünf Kilometer kann man meist mitmachen. Am Anfang sollte man nicht gleich das Grosse wollen und sich an den kleinen Fortschritten erfreuen. «Man muss Freude haben, an allem, was man machen kann», sagt sie. Es sei gesund und man mache es für sich selbst – und für niemanden sonst.

    Laufstart mit Daniel Stirnimann

    Daniel Strinimann beschäftigt sich schon sein halbes Leben mit dem Laufsport. Der 45-Jährige trainierte schon auf jedem Weglein in Winterthur. Das Joggen möchte er noch lange nicht aufgeben. Wie er effizient trainiert und wie die Freude am Laufsport entsteht, gibt es im Video zu erfahren.

    Es läuft in Zürich

    Im Kanton Zürich finden regelmässig Laufveranstaltungen statt. Nicht selten planen die Organisationskomitees diese ehrenamtlich und sorgen dafür, dass die Lauftage der ganzen Familie Spass bereiten. Die Strecken führen an Wiesen und Wäldern vorbei, an Städten und Seen – und zeigen den Teilnehmenden die schönsten Ecken Zürichs.

    In der Nacht vor dem Laufevent zählen die meisten Läufer:innen voller Vorfreude die Stunden bis zum Startschuss. Noch bevor der Tag anbricht, essen sie Frühstück und bereiten ihren Körper darauf vor, Höchstleistungen zu erbringen: Sie reiben Wundstellen ein, ziehen ihr schönstes Shirt an, stutzen ihre Zehennägel und montieren ihre Startnummer. Dann, kurz vor Eventbeginn, erreicht die Spannung ihren Höhepunkt.

    Joggen kann man auch nachts

    An solchen Laufveranstaltungen fehlt es Zürich nicht: Mittlerweile warten im Kanton rund 20 Wettläufe pro Jahr auf Teilnehmende. Und auch in den Nachtstunden kommen Lauffans auf ihre Kosten: Die beiden Night Runs in Zürich halten Ungewöhnliches für Läufer:innen bereit, denn bei Nacht um die Wette zu laufen, ist an sich schon aussergewöhnlich. Am Hasli Night Run wartet das Highlight bis zum Finale: Im Mondschein glitzert der Haslisee und Fackeln werfen Licht und tanzende Schatten auf den Weg der Läufer:innen. Ein etwas anderes Erlebnis erwartet die Teilnehmenden am 8. Juni 2024 beim neuen Three Point Tower Run am Night Run in Dübendorf: Die lediglich 900 Meter sind nicht zu unterschätzen, die ultimative Aussicht will verdient werden. Das Rennen startet bei der Fabrik11 und endet auf der höchsten Wohnüberbauung der Schweiz.

    «Dä Lauf für alli»

    Durch die Nacht führt auch der Silvesterlauf am 15. Dezember. Dann zeigt sich die Zürcher Innenstadt den Läufer:innen wieder in weihnachtlich geschmückter Pracht. Unter dem Motto «Dä Lauf für alli», arbeitet der Silvesterlauf hin zu mehr Barrierefreiheit und bietet für jede Ausdauer die passende Kategorie an. Es werden rund 20’000 Teilnehmer:innen erwartet.

    Dem neuen Jahr entgegenlaufen

    Wenn in der Silvesternacht das Feuerwerk den Zürcher Himmel erhellt, laufen sie los. In Schlieren verlieren sie keine Zeit und setzen Neujahrsvorsätze direkt um. Der Startschuss fällt am Neujahresmarathon auf die erste Sekunde des neuen Jahres. Damit gilt er als erster Marathon, Halb- und Viertelmarathon des jeweiligen Jahres. Teilnehmende können also gleich die Bestzeit des Jahres aufstellen. Anschliessend stärkt eine gemeinsame Mahlzeit die Teilnehmenden und die ersten Sportserfolge des Jahres werden auf der anschliessenden Party zelebriert.

    Laufen mit Blick nach oben

    Das Flugzeug saust mit über 250 Kilometern pro Stunde an den Läufer:innen vorbei und hebt ab. Um ins Ziel des Hauptlaufes zu kommen, gibt es zuerst 17 Kilometer rund um den Flughafen zurückzulegen. Für alle diejenigen, die nicht rechtzeitig mit dem Training beginnen konnten, gibt es eine 7.5 Kilometer «Run for Fun» Alternative. Auf der Strecke gibt es mehr als «nur» Flugzeuge zu sehen. OK-Präsident Hansjörg Ritzi sagt: «Die Umrundung des Flughafens bietet allen etwas; den Aviatikfans, aber auch den Naturfreunden.» Erreichen die Läufer:innen die Panzerpiste, streckt sich die Gerade bis ins Ziel.

    Ob in der Nacht, zur Weihnachtszeit, oder gleich neben dem Flughafen – jeder Anlass hat seinen Reiz und bringt Menschen zusammen, die sich bewegen möchten. An den Laufevents gibt es Kilometer zu bewältigen und Erinnerungen zu sammeln. Zürich zeigt sich dabei von seiner schönsten Seite – und lädt Läufer:innen ein, den Kanton und seine Umgebung aus neuer Perspektive zu entdecken.

    Marathon Winterthur

    26. Mai 2024

    Der Marathon Winterthur ist ein Erlebnis, das die ganze Familie geniessen kann. Es gibt eine atemberaubenden Strecke, enthusiastische Zuschauer:innen und eine grossartige Atmosphäre.

    WädiLauf

    01. Juni 2024

    Der WädiLauf ist ein zweitägiger Anlass mit verschiedenen Kategorien. Es gibt Unterhaltung, Shows, Essen, und ein Live-Konzert am Samstagabend im Festzelt. Die Strecke von 10.5 km bietet wunderschöne Aussicht über den Zürichsee.

    Night Run

    08. Juni 2024

    Am Nightrun in Dübendorf kann man 6.5 km durch die Dämmerung joggen – oder man meldet sich für den kurz und intensiven Three Point Tower an. So viel sei gesagt; Die 900 Meter enden mit Aussicht von den höchsten Wohntürmen der Schweiz.

    MS Spendenlauf

    30. Juni 2024

    Läufer jeden Alters, ganze Familien und Firmenteams beteiligen sich jeweils am Anlass und laufen Kilometer um Kilometer für einen guten Zweck. Die Teilnehmenden können sich pro gelaufenen Kilometer sponsern lassen. Der Erlös kommt Betroffenen von Multiple Sklerose zugute.

    Greifenseelauf

    21. September 2024

    Die verschiedenen Strecken verlaufen inmitten eines wunderschönen Naturschutzgebietes. Die idyllische Umgebung des Greifensees lädt Läufer:innen jeden Niveaus ein. Die kurze Strecke ist 5.5 km lang.

    Kyburglauf

    09. November 2024

    Der Kyburglauf hat für alle Leistungsklassen etwas zu bieten. Es gibt einen 1.3 km langen Treppensprint, der es in sich haben könnte, vielleicht sogar mehr als die 5.7 km lange Panoramastrecke.

    Zürcher Silvesterlauf

    15. Dezember 2024

    Der traditionelle Zürcher Silvesterlauf führt durch die weihnachtlich geschmückte Zürcher Innenstad. Die verschiedenen Kategorien und die Inklusion von Menschen mit Behinderungen widerspiegelt das Motto «Dä Lauf für alli», an dem rund 20’000 Teilnehmer:innen erwartet werden.

    Neujahrsmarathon

    31. Dezember 2024

    Der Startschuss fällt um Mitternacht. Sie joggen während das neue Jahr anbricht und das Feuerwerk den Himmel erhellt.