Aufgrund der steigenden Preise für Kulturangebote können sich immer weniger Student:innen die Eintritte leisten. Damit verlieren sie auch den Zugang zur Kultur. Das spürt auch der Kommunikationsstudent Sebastian Galli.

Autorin: Anushka Anja Vignarajah
Titelbild: «Student:innen im Museum» / Bild: Stale Grut

Durch die Kuppel hallen Gespräche von Besucher:innen und das Plätschern von Wasser wie ein Echo in einer Höhle. Die Haut fühlt sich aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nass und klebrig an. Egal, in welche Richtung man guckt, ist es grün: dunkelgrüne Bäume mit riesigen Blättern, hellgrüne Büsche mit gelben, roten und violetten Blüten und braun-grüne Lianen.
Inmitten dieser tropischen Pflanzen sitzt ein Mann auf einem Bambusstuhl. Er ragt mit seinem blonden Schopf und seiner farbigen Bomberjacke über den Köpfen der Besucher:innen wie die hohen Äste der Tropenbäume. Voller Bewunderung schweift sein Blick durch das grüne Tropenhaus des Botanischen Gartens der Universität Zürich.   

Sebastian Galli im Botanischen Garten der Universität Zürich / Bild: Anushka Anja Vignarajah

Sebastian Galli ist ein 28-jähriger Kulturliebhaber, der bald seinen Bachelor Kommunikation und Medien abschliesst und seine Karriere als Journalist beginnen wird. Bereits seit einigen Jahren kreiert er mit seiner Band «Magnetband» eigene Kultur. Er rappt mit seinen Bandmitgliedern über aktuelle Themen, die die Welt und auch den Studenten interessieren. Schon von klein auf war Kultur von grosser Bedeutung für den Kommunikationsstudenten. «Kultur ist ein riesiger Teil meines Lebens. Die Kultur trägt auch dazu bei, wie ich mich selbst empfinde und wahrnehme. Ich mache ja selber auch Kultur mit meiner Musik», sagt er mit einem Lächeln und betrachtet eine pinke Blume.  

Kulturpreise sind das Hindernis

Die Preise für Kulturangebote sind aufgrund der Covid-19-Pandemie und der darauffolgenden Inflation stark gestiegen. Dies stellt ein Problem für Student:innen dar. Sie können sich die Eintritte für Konzerte, Ausstellungen oder Klubs kaum noch leisten. «Es ist relativ schwierig, Kultur zu konsumieren, weil alles extrem teuer ist», sagt Galli über die Preise von Kulturangeboten.
«Ich finde das schade, da Kultur ein essenzieller Teil der Gesellschaft ist. Durch solche Kosten werden Menschen ausgeschlossen, die es sich nicht leisten können», führt der Student weiter aus.
Das Interesse an kulturellen Angeboten ist seitens der Student:innen in grossem Umfange zwar da, aber die hohen Eintrittspreise sind nicht für deren Geldbörse gemacht.

Eigener Verdienst ist klein

Das hängt auch mit ihrer eigenen finanziellen Situation zusammen. Gemäss einer Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) liegt das durchschnittliche Einkommen von Student:innen während des Semesters bei 2110 Schweizer Franken. Nach Abzug von Wohn- und Lebensunterhaltungskosten sowie Ausgaben für das Studium bleibt nicht viel übrig für Kultur. «Vorher habe ich mir nie grosse Gedanken darüber gemacht, wie es ist, mit wenig Geld auskommen zu müssen. Ich hatte einfach immer genug. Seit ich aber angefangen habe zu studieren, habe ich – wenig überraschend – weniger Geld. Das schränkt die Möglichkeiten schon enorm ein», sagt der Kommunikationsstudent. Dass sich Galli teilweise die Preise nicht leisten kann, liegt auch daran, dass er sich sein Studentenleben selbst finanziert. Mit einem Nebenjob im «Drinks of the World» und einem Teilzeitpraktikum in einer Radioredaktion sind finanzielle Engpässe nichts Neues für ihn.

Gratis Kulturangebote helfen

Kulturelle Angebote, die vergünstigt oder gratis sind, ermöglichen einen hürdenfreien Zugang für Student:innen. Die StudiLegi oder KulturLegi helfen dabei auch. «Also ich finde den Ansatz von Gratis-Kultur sehr schön. Meiner Meinung nach sollte der Staat mehr Subventionen sprechen. Es muss mehr Geld in die Unterstützung der Kultur gesteckt werden. Vor allem auch in Nischenkultur», sagt der Student mit einem kritischen Unterton. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) gab es im Jahr 2021 schweizweit auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene summiert Kultursubventionen von 1.53 Mrd. Schweizer Franken. Aktuellere Zahlen sind nicht vorhanden, aber gemäss dem BFS sind die Subventionen gestiegen.

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«Ich wünsche mir einfach, dass es mehr Sachen gibt, die man entweder mit einem kleinen Budget oder halt auch einfach mit wenig Geld geniessen kann. Wie zum Beispiel der Botanische Garten, der komplett gratis ist. Das ist fantastisch!», sagt Galli, während seine Augen sich wieder im grünen Dickicht des Tropenhauses verlieren.