Wer in Winterthur auf Konzerte oder Partys geht, kennt die vier Onthur Clubs. Salzhaus, Albani, Gaswerk und Kraftfeld. Zusammen decken sie alle musikalischen Vorlieben ab. Onthur hat eine gemeinsame Präsenz beim FC Winterthur und an den Musikfestwochen und Absprache bei PR und Programmation. Die Clubs arbeiten gerne zusammen. Als der Verein 2004 auf Wunsch der Stadt gegründet wurde, war das anders. Vieles hat sich in der 20-jährigen Geschichte verändert, nur etwas war immer Thema: Das Geld.
Autor: Sebastian Galli
Beitragsbild: Gaswerk
Bei seiner Gründung hiess der Verein noch “Live Musik Kultur”. Das war vor 20 Jahren. Zuvor waren die vier Clubs noch Konkurrenten und machten sich das Winterthurer Publikum streitig. Der Anstoss zur Gründung eines Vereins kam von der Stadt Winterthur. Das Salzhaus, das Albani und das Gaswerk erhielten damals bereits Subventionen. 2004 sollte das Kraftfeld dazu kommen. Die Stadt wünschte sich aber einen zentralen Ansprechpartner. Deshalb schlug sie die Gründung eines Vereins vor, mit dem ein einzelner Subventionsvertrag ausgehandelt werden konnte. Wenn man betrachtet, wie der Verein heute funktioniert, könnte man davon ausgehen, dass dieser Vorschlag unkontrovers war. Laut Yvonne Dünki, Präsidentin von Onthur war das aber nicht der Fall. “Damals waren nicht alle einverstanden mit dieser Idee”, sagt sie. Vor allem das Albani habe Vorbehalte gehabt, da dies einen Einschnitt in seine Subventionen bedeutete. Denn die Gesamthöhe der Subventionen blieb gleich. ” Man hatte damals den Eindruck, die Stadt wolle sich bei der Verteilung der Gelder aus der Verantwortung ziehen”, sagt Dünki weiter. Der Verein sollte die Aufteilung selbst bestimmen. Die Clubs einigten sich darauf, dass das Kraftfeld als kleinste Organisation 10 Prozent der gesprochenen Subventionen erhält und die anderen Clubs jeweils 30 Prozent. Bereits 3 Jahre später allerdings wurde der Verteilschlüssel angepasst. Das Albani und das Kraftfeld erhielten neu 24 Prozent, Salzhaus und Kraftfeld je 26 Prozent.
Die OnThur Clubs und ihre Projekte sind in der ganzen Stadt verteilt.
Der Subventionsvertrag läuft aus
Seither ist der Schlüssel gleich geblieben. Bis Ende letzten Jahres. Auch diesmal auf Initiative der Stadt. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig, denn der aktuelle Subventionsvertrag läuft Ende 2024 aus. Und derzeit laufen die Verhandlungen für den Neuen. Laut Tanja Scartazzini, Leiterin des Amts für Kultur der Stadt Winterthur und zuständig für die Kulturförderung, sei diese Anpassung zum Wohle der einzelnen Clubs. “Wir wollen, dass die Institutionen unabhängig bestehen können. Welchem Club geht es besser, welchem schlechter?” Das sei eine Frage, die man sich eigentlich alle paar Jahre stellen sollte, gerade bei einer so langfristigen Beziehung, wie sie Onthur und die Stadt Winterthur pflegen. “Wir wollen ja auch, dass das Geld gut angelegt ist”, sagt Scartazzini weiter.
Gaswerk – Das Harte
Die Clubs sind alle verschieden
Bei Onthur scheint man diese Ansicht nicht zu teilen. Präsidentin Yvonne Dünki sagt dazu: “Bei der letzten Änderung vor 17 Jahren, gab es im Vorstand Unstimmigkeiten.” Ihre Devise sei es, dass man den Verteilschlüssel nicht anschaut, wenn man nicht muss. Denn die vier Clubs sind alle unterschiedlich organisiert. Gaswerk und Kraftfeld sind Vereine, das Salzhaus eine GmbH und das Albani steckt eine AG. Das Gaswerk wird primär von Ehrenamtlichen betrieben, die anderen von Teilzeit- und Festangestellten. Bei einer Änderung des Schlüssels kämen so viele Faktoren zusammen, dass man für die Berechnung externe Hilfe einholen müsse. Nur um vielleicht zum Schluss zu kommen, dass die nötigen Anpassungen marginal sind. “Aber wir haben das letztes Jahr gemacht“, sagt Yvonne Dünki. Und das hat sich trotz des Mehraufwands gelohnt. “Es war ein guter Prozess, in dem wir uns gegenseitig bestätigten, dass wir zusammenarbeiten wollen.”
Salzhaus – Das Grösste
“Wir haben die Vorteile erkannt”
Diese Zusammenarbeit hat sich über Jahre gewandelt. Es ist keine widerwillige Zweckgemeinschaft mehr. Heute profitieren die Onthur Clubs voneinander. „Wir haben die Vorteile erkannt”, sagt Dünki. Neben den Sitzungen des 8-köpfigen Vorstands, der aus 2 Personen aus jedem Club besteht, treffen sich die PR-Verantwortlichen der einzelnen Clubs regelmässig. Denn bei der Kommunikation arbeiten die Clubs eng zusammen: Sie tragen zusammen Flyer und Plakate aus, schalten gemeinsame Inserate und haben Medienpartnerschaften mit dem Magazin Coucou und dem FC Winterthur sowie eine monatliche Sendung bei Radio Stadtfilter. Zudem betreibt Onthur auf der Schützenwiese und an den Musikfestwochen jeweils eine Bar, die mit Personal der einzelnen Clubs besetzt ist.
“Es geht um gemeinsame Präsenz, deshalb gibt es die Onthur Bar im Stadion” – Onthur Präsidentin Yvonne Dünki.
Auch bei der Programmation arbeiten die Clubs zusammen. Unabhängig von den anderen Sitzungen treffen sich die Booker:innen. Auch wenn man de facto immer noch Konkurrenz sei, wolle man vor allem gute Bands in Winterthur spielen sehen. “Gemeinsam können wir bessere Angebote machen und das Risiko teilen”, so Dünki. Auch gibt es Veranstaltungen, die kollaborativ organisiert werden, wie das Noise Fest oder das 808 Festival. Zudem führt Onthur einen gemeinsamen Konzertkalender, um zu verhindern, dass am selben Abend ähnliche Konzerte stattfinden und sich gegenseitig das Publikum streitig machen.
Albani – Das Kultige
“Wie hatten schon lang keine Unstimmigkeit mehr”
Neben Ressourcen teilen die Onthur Clubs auch Knowhow miteinander. Wie zum Beispiel bei den Awareness Konzepten. Es gibt kein gemeinsames, aber man hat voneinander gelernt. Während Awareness im Kraftfeld seit Beginn immer Thema war, hat das Salzhaus als erste ein konkretes Konzept formuliert. Davon profitieren jetzt die anderen Clubs.
“Wir hatten schon lange keine Unstimmigkeiten mehr”. Das ist Yvonne Dünkis Antwort auf die Frage, wie sie heute die Zusammenarbeit der Clubs erlebt. Man gleiche sich gegenseitig aus. Bei den gemeinsamen Projekten werden die Stunden nicht aufgeschrieben. “Das ganze basiert auf einer Basis des gegenseitigen Vertrauens”.